Am
Veterans Day feiern die USA ihre ehemaligen Armeeangehörigen wieder als Helden. Was dabei kaum zur Sprache kommt: Tagtäglich bringen sich 20 von ihnen um. Das sind 7300
pro Jahr. Auch in
der amerikanischen Bevölkerung steigt die Suizidrate kontinuierlich. Mit 43 000 Opfern erreichte sie letztes Jahr den höchsten Stand seit drei Jahrzehnten. Im amerikanischen Militär sind seit
2001 mehr aktive Soldaten durch eigene Hand gestorben als durch Frontkämpfe im Irak und in Afghanistan zusammen: fast jeden Tag einer. Die
Suizidrate von Kriegsveteranen bewegt sich jedoch in gänzlich anderen Dimensionen: Anfang 2013 schätzte das Veteranenministerium die Opferzahl anhand von Sterbeurkunden aus 21 amerikanischen
Gliedstaaten auf 22 pro Tag. Nahezu jeder fünfte Soldat erkrankt an einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Seit 2001, vor allem aber seit der Irak-Invasion vom März 2003,
haben Suizide von ehemaligen Armeeangehörigen um 32 Prozent zugenommen. Besonders besorgniserregend: Unter den 18- bis 29-jährigen Männern hat sich die Zahl der Opfer mehr als verdoppelt. Bei Frauen
- viele erlitten sexuelle Gewalt - ist sie sogar um 89 Prozent gestiegen.
Vom Leid junger Veteranen wird in den Medien in den letzten
Jahren immer häufiger berichtet. Suizide älterer Ex-Soldaten machen jedoch fast zwei Drittel aller Opfer aus. Eine Rolle spielen könnte auch, wie Vietnam-Kämpfer in ihrer Heimat behandelt
wurden. Anders als heute schlug den Rückkehrern vor fünfzig Jahren häufig Ablehnung oder gar Verachtung entgegen.
(Quelle: NZZ)