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Biofeedback und seine Bedeutung bei der Behandlung von durch Stress ausgelösten (psychosomatischen) Erkrankungen

Biofeedback im Rahmen eines Coachings für Performing Arts Medicine
Biofeedback im Rahmen eines Coachings für Performing Arts Medicine

 

(Autorin: Emilia Neuwirth)

 

Was genau versteht man unter Biofeedback

Biofeedback ist eine wissenschaftliche Methode die man verwendet um biologische, unbewusste und innerpsychische Vorgänge im Körper zu messen. Dies geschieht mithilfe von elektronischen Medien, abhängig davon, welche Regulation des Körpers gemessen werden soll.

Ziel des Biofeedbacks, sowohl des Trainings als auch der Therapie, ist die Kontrolle von Aktivierung und Deaktivierung durch den Klienten. Biofeedback folgt dem Schema: Wahrnehmen - Erkennen - Verstehen - Verändern und Kontrollieren.

Dabei werden, mittels moderner Technologie, Messungen von psychophysiologischen Funktionen ohne Verzögerung dargestellt. Der Klient kann dann einen psychophysiologischen Zustand von Unter- oder Übererregung erkennen, und lernt selbst seine innere Balance wieder herzustellen. Durch dieses Wahrnehmen und Erkennen wird er selbst zum Verstehen seiner Lebensumstände angeleitet. Diese gelernten Techniken werden dann ins eigene Lebenskonzept eingebaut. Schlussendlich laufen diese vier Ebenen (Wahrnehmen, Erkennen, Verstehen und Verändern) automatisch ab, so dass das tägliche Üben nicht mehr notwendig ist.

 

Wo wird Biofeedback verwendet und warum

Biofeedback hat einerseits einen therapeutischen und andererseits einen trainierenden Effekt. Einige Beispiele für die Anwendung in der Therapie durch Biofeedback sind: Burnout, Migräne sowie chronische Rückenschmerzen. Das Ziel ist, dass der Patient in Echtzeit Informationen über seinen Körper erhält, die der unmittelbaren Sinneswahrnehmung nicht möglich sind. Der Sinn von Biofeedback ist es, die Rückmeldung des Körpers auf die Einflüsse welche Beschwerden bereiten anhand der Visualisierung und Vertonung der Messwerte zu modulieren. Sowohl traumatische Ereignisse, als auch chronischer Stress können solche beschwerdeauslösenden Einflüsse sein. Demnach sind die Einsatzbereiche des Biofeedbacks breit gefächert. 

 

Jede Therapie dreht sich um das selbe Grundschema: die primäre Beschwerde ist die Grundlage für die Formulierung eines Ziels, durch Messungen des Biofeedbacks wird wahrgenommen was im Körper vor sich geht, und anhand dessen wird eine Veränderung erkannt und im Optimalfall verstanden. Lernen durch Biofeedback funktioniert durch wahrnehmen, erkennen und kontrollieren von Erregungszuständen. Dabei steuern Sympathikus und Parasympatikus Aktivierung und Deaktivierung. Im Training (Biofeedback) lernt der Klient seinen Beruhigungsreflex wieder einzusetzen und ein ausgeglichenes Zusammenspiel von Erregung und Deaktivierung wieder zu erlangen. Dadurch wird die nötige Erregung so gesteuert, dass sie den Anforderungen angepasst ist, also dass er Über- oder Untererregung “in den Griff bekommt.”

 

Das Neurofeedback wird als eine Unterkategorie des Biofeedbacks verstanden und gehört ebenso zum Bereich der Verhaltenstherapie. Es veranschaulicht die Hirnaktivität welche infolgedessen verstärkt selbst reguliert werden kann. Diese besondere Form der Therapie wird häufig bei psychischen Erkrankungen eingesetzt, oder auch im Rahmen des Biofeedbacktrainings, zum Beispiel bei Profisportlern um mentale Spitzenleistungen zu erzielen, oder bei Menschen welche im Zuge ihres Berufs hohe Stressbelastungen haben. 

 

Welche Messparameter gibt es

 

Atemfrequenz/ -amplitude

Die Atmung ist ein Weg um zu mehr Balance und Rhythmus zu finden, und aufgrund ihrer Wechselwirkung von Sympathikus und Parasympathikus, eine oft verwendete Methode zur Entspannung. Hyperventilation beispielsweise, ist zum Großteil psychisch bedingt und verbindet so den Körper mit dem Geist. Diese Belastungsreaktion kann mit den psychophysiologischen Ansätzen der Atemtherapie gelöst werden.

 

Pulsfrequenz

Schon die kleinste äußerliche Einwirkung kann Veränderungen in der Pulsfrequenz hervorrufen. Allerdings sollte man sich dessen bewusst sein, dass die Frequenz nicht gleichbleibend, sondern immer an die Atemfrequenz angepasst sein sollte. Man spricht von HRV (Herzratenvariabilität). Trainiert wird eine respiratorische Sinusarrhytmie und die Herzratenvariablität. Dabei geht es um einen guten Zusammenhang zwischen Atmung und Herzfrequenz und um eine Erhöhung der Herzschläge im Schwingungsmuster zwischen Ein- und Ausatmen.

 

Pulsamptlitude

Ist die Amplitude groß, dann geht man davon aus, dass vor allem der Sympathikus aktiv feuert, gleichzeitig aber die Gefäße verengt sind, was in einer schlechteren Durchblutung resultiert. Hier kann man oft auf Verkrampfungen/Verspannungen schließen.

 

Fingertemperatur

Dieser Messwert ist ein Entspannungs-/Regenerationsindikator, der vor allem in Los-lass-Prozessen eine Rolle spielt.

 

Hautleitwert (SCL)

Dabei werden der Hautwiderstand bzw. die elektrische Aktivität der Schweißdrüsen gemessen. Diese Werte sind ebenfalls an die sympathische Aktivität gekoppelt. Erhöhter Stress führt zu geringerem Widerstand und darauffolgend zu einer erhöhten Hautleitfähigkeit, woraus sich ableiten lässt, dass bei chronisch gestressten Personen die Hemmschwelle der Sensibilität um einiges geringer ist als bei Personen mit durchschnittlicher Stressbewältigung.

 

Muskelspannung (EMG)

Das Einsatzgebiet der Elektromyographie ist vor allem auf die Bereiche der Rehabilitation und Prävention konzentriert. Dabei wird die elektrische Muskelaktivität anhand von Aktionsströmen im Muskel gemessen. Eingesetzt werden kann es aber auch bei Bewegungsstörungen, wie z.B. Tics und zur Unterstützung von Entspannungsübungen.

 

Neurofeedback: Elektroenzephalografie (EEG)

Übermittelt Aufzeichnungen der Gehirnströme in Echtzeit, welche ebenso wie beim Biofeedback, anhand von später erlernter und erhöhter Selbstregulation beeinflussbar werden.

 

Die Grundsätze für die Anwendung von Biofeedback

Die Grundsätze erklären im Grunde genommen, dass die Essenz des Biofeedbacks, nämlich die psychophysiologische Therapie, besonders die Einbringung des Körpers, eine sehr unterstützende Wirkung hat. Dadurch dass man Messwerte in Echtzeit den Patienten ganz deutlich visualisieren kann, fällt es ihnen leichter die Zusammenhänge zwischen dem Körper und Geist zu erkennen und auch wahrzunehmen, und infolge dessen dann diese Art der Therapie auch anzunehmen und so fortzuführen. Da das ganze mittels Elektronik gemessen wird, hat es für die Patienten einen objektiven Ausgangspunkt und ist somit leichter annehmbar. 

 

Vor allem bei einer chronischen Stressbelastung wird gerne auf Biofeedback zurückgegriffen, da es schult wie man auf Stress generell verändert regieren kann und stetige wiederholte Stresssituationen eliminieren kann. Je nachdem wie es sich auf den Körper des Patienten auswirkt kann aus verschiedenen Parametern gewählt werden. Aus den körperlichen Reaktionen auf verschiedene Faktoren können psychische Muster geschlossen werden, auch wenn der Patient versucht war diese nicht zu hinterlassen. 

 

 

Testverfahren bei Biofeedback

 

Passive Tests nehmen die innerpsychische Veränderung auf die Ankündigung eines Reizes und den Reiz selbst an, dies inklusive der vorhergehenden und nachfolgenden Entspannungs- und Erholungsphase. Das Erkennen von Aktivierung durch “Antizipation” soll erlernt werden. Passive Testverfahren, auch Stress-Tests genannt, gliedern sich in fünf Phasen: Entspannung - Ankündigung - Erwartung - Reiz und Erholung. Nach der Ankündigungsphase erholt sich die Hautleitfähigkeit wieder und geht auf den Wert von der Entspannungsphase zurück. Auch bei den kardiovaskulären Parametern ist ein Anstieg in der Erwartungsphase erkennbar, der in der Entspannung wieder auf das Ausgangsniveau zurück geht.

 

Leistungsabhängige Tests untersuchen, wie eine Person mit einer gewissen Situation umgeht. Während des Tests muss der Klient eine spezielle Aufgabe lösen (beispielsweise Rechnen oder ähnliches). Diese Testverfahren werden zB in der Sportpsychologie oder in der performing arts medicine eingesetzt um den Trainingseffekt beurteilen zu können. Hier müssen besonders Bewegungsartefakte bei der Messung berücksichtigt werden.

 

24h HRV gewährt Einblicke in das autonome Nervensystem eines Menschen. Der Fokus liegt im Messen und im Verändern der Variabilität des Herzschlages. Ziel ist die Stärkung der endogenen physiologischen Kontrollmechanismen. In Österreich wird diese Methode hauptsächlich eingesetzt um die Belastung von Arbeitnehmern zu messen. Die Interpretation der erhobenen Werte gestaltet sich jedoch schwierig, da es (noch) keine validen Vergleichsdaten gibt.